Wolfgang Büscher
Johannes Nawrath –
Maler der Wege
Rede zur neunten Atelier-Vernissage am 23.11.2003
Privatdruck, Hamburg 2003
23 x 12 cm, 12 Seiten, mit 4 Farbabbildungen, Broschur
Euro 6,– zuzüglich Euro 2,– Porto- und Verpackung
Bestellung unter: jn@johannes-nawrath.de
Zusammen mit den Broschüren
Landschaftsmalerei 1985-2005
Der zweite Blick/Mein erstes Bild
Im Labyrinth der Rätsel
Lichtungen
in der Katalogbox
zur Ausstellung in Ratzeburg
Euro 20,–
zuzüglich Euro 2,– Porto- und Verpackung
Bestellung unter: jn@johannes-nawrath.de
216. »Wald im Vorfrühling«, 2002, 120 x 80 cm,
Acryl auf Leinwand, Privatbesitz
»Der hellere Bruder des dunkleren Winterwegs ist Wald im Vorfrühling. Hier ist der Winter spürbar vorüber. Er zieht sich schon auf den eisgrauen Waldrücken im Hintergrund zurück, der dem Bild die Spannung gibt, die es vom tiefroten Leistikowschen Kiefernwald unterscheidet. Es enthält das ganze Frühlingshoffnungsdrama, Osterspaziergänge kündigen sich an. Bald wird heller Flaum die schwarzen Stämme dieser Winterbäume überziehen, er schimmert schon, und das unwirklich grüne Grün, das es nur einen Augenblick lang gibt im April oder im Mai, wird der Sommer abschleifen und ableben mit seinem Licht, seinem Staub, seiner Hitze.
Ich komme aus einer Gegend, in der es solche Wälder gibt, ich kenne sie in allen Zuständen. Sie können so winterlich tot und schweigend sein, dass man sich zutiefst fremd darin fühlt, wie ein Unberufener, und zusieht, dass man wieder herausfindet, dorthin, wo Licht und Häuser sind. Dann wieder sind sie belaubt und kathedralenhaft dunkel, eine tröstliche, aber auch unheimliche Ewigkeit, in die man zögernd taucht, auf Geräusche horchend wie auf Botschaften. Und dann sind sie so wie auf diesem Bild. Ich stehe davor und höre es knistern. Um diese Zeit knistert der Wald. Rinden dehnen sich, Käfer erwachen, es arbeitet subkutan, unter der Haut des Waldes ist einiges los, man sieht es noch nicht, aber man hört es schon. Und es überträgt sich. Man selbst dehnt sich und erwacht aus der Winterstarre und spürt die Bäche fließen unter der Haut. Köstlicher, kostbarer Moment.«
Wolfgang Büscher